Radioaktive Erfahrung Aerosol Control berechnet Infektionsrisiko
20.05.2021, 18:11 UhrDie meisten Infektionen mit Covid-19 finden vermutlich in Innenräumen über Aerosole statt. Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit bietet eine Web-App, mit der Nutzer ihr persönliches Ansteckungsrisiko ermitteln können. Grundlage dafür ist eine Simulations-Software aus der Kerntechnik.
Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) kennt sich mit Aerosolen aus. Denn mit dem Containment Code System (COCOSYS) hat sie eine Software, mit der sie unter anderem die Ausbreitung von radioaktiven Aerosolen bei Störfällen in Kernkraftwerken simulieren kann. Sie ist in der Lage, viele verschiedenen Faktoren zu berücksichtigen. Dazu gehören Diffusion, Absetzung, Aufwirbelung und Gasströmung, die für den Transport der Kleinstpartikel verantwortlich sind. Außerdem bezieht das Modell Zustandsänderungen wie Wachstum durch Zusammenstoß oder Verdampfung sowie Filter und andere Rückhaltemethoden ein.
Mit diesem Modell als Grundlage haben Forscher der GRS die Web-Anwendung Aerosol Control entwickelt, mit der sich das individuelle Risiko, sich in Innenräumen mit Covid-19 anzustecken, bestimmen lässt. Der COCOSYS-Ansatz unterscheide sich dabei deutlich von vereinfachten analytischen Ansätzen sowie CFD-Berechnungen, auf deren Basis kaum wissenschaftlich begründete Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können, heißt es im Abschlussbericht des Forschungsprojekts.
So kompliziert die Technik dahinter ist, so einfach lässt sich das Tool bedienen. Man gibt die Anzahl der infizierten Personen, die Virusvariante (aktuell Wildtyp oder B.1.1.7), die Art der verwendeten Masken sowie die Aufenthaltszeit ein. Dazu wählt man eine Tätigkeit und deren Intensität aus. Dabei geht es um die Luftaufnahme, weshalb die Optionen Atmen, Sprechen, Flüstern und Singen sind.
Zum Schluss wählt man einen vordefinierten Raum aus, der auch ein Nah- oder Fernverkehrsmittel sein kann. Alternativ gibt man eigene Werte für die Raumgröße und die Art der Lüftung ein. Es gibt außerdem die Möglichkeit, zusätzliche Räume hinzuzufügen.
Masken machen einen großen Unterschied
Wer es genauer wissen möchte, aktiviert in den Einstellungen den erweiterten Modus. Dann kann man auch festlegen, ob die infizierte Person oder man selbst erwachsen oder ein Kind ist. Außerdem ist es möglich, die Filtereffizienz der von den Anwesenden genutzten Masken einzustellen. Das ist zum Beispiel bei schlecht sitzenden FFP2-Masken sehr sinnvoll.
Am Ende klickt man auf "Berechnen" und sieht das individuelle Risiko in Prozent. Mit dem Tool kann man unter anderem sehen, dass Masken einen großen Unterschied ausmachen können. In einem schlecht belüfteten zwölf Quadratmeter großen und drei Meter hohen Zimmer beträgt das Ansteckungsrisiko acht Prozent, wenn man mit einem infizierten Erwachsenen bei mittlerer Intensität spricht und beide Personen gut sitzende FFP2-Masken tragen.
Reduziert sich die Filterleistung des Mund-Nasen-Schutzes um die Hälfte, weil er nicht dicht abschließt, dann liegt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bereits bei 65 Prozent. Tragen beide Gesprächspartner keine Masken, dann beträgt das Ansteckungsrisiko der nicht infizierten Person 99 Prozent. "Die Web-Anwendung gibt den Nutzerinnen und Nutzern ein besseres Verständnis dafür, welche Faktoren einen besonders großen Einfluss auf das Infektionsrisiko haben", sagt Holger Seher von GRS AppLabs.
Gut zu wissen: Bei der Anwendung muss man sich keine Sorgen machen, dass persönliche Informationen abgegriffen werden. "Alle persönlichen Daten werden ausschließlich auf den Endgeräten der Nutzerinnen und Nutzer gespeichert. Die Webanwendung greift nicht auf sonstige Nutzerdaten zu oder leitet solche Daten an Dritte weiter", garantiert die GRS.
Quelle: ntv.de